Urkunde von 1834 im Turmknopf der Clemenskirche

 

 

                              Urkunde von 1834

welche bei der im Monat August und September des Jahres Ein Tausend, Acht Hundert, Dreißig und Vier vorgenommenen Hauptreparatur des Kirchturms in den Knopf desselben verschlossen wird.

Schon seit geraumer Zeit zeigte sich eine nicht unbedeutende Schadhaftigkeit am Dachwerk des hiesigen Thurmes, in deren Folge auch derselbe vom Dache eine auffallend schiefe Richtung angenommen hatte. Es war das Hauptgebälk des Dachstuhles hauptsächlich gegen die Abend-Seite hin dermaßen auseinander gewichen und faul geworden, daß mit der Länge der Zeit wirklich der Einsturz wäre zu befürchten gewesen. In Erwägung dieser Umstände wurde von dem Stiftungsrath dem Werkmeister Link von Mühlacker der Auftrag ertheilt, den Schaden zu untersuchen und über die Herstellung einen Überschlag zu machen. Dieser belief sich an Zimmer-, Schieferdecker-, Maurer- und Flaschner-Arbeit auf 735 Gulden, welche Summe jedoch bei der am 31. Juli vorgenommenen Abstreichs-Verhandlung auf 545 Gulden zurückkam, um welche Zimmermann Jakob Friedrich Gerlach von hier die ganze Arbeit übernahm. Es wurde nun auch sogleich zur Ausführung geschritten, wobei sich jedoch der Schaden viel größer erwies, als man zuvor erkennen konnte, sodaß denn wohl die Kosten sich auf 900 Gulden belaufen werden. Doch ist denn nun auch die Herstellung gründlich geschehen und es mit besonderen Dank gegen Gott zu erkennen, daß sich bei dieser gefährlichen Arbeit kein Unglück ereignete.

Als besonderer Merkwürdigkeit erwähnen wir der Witterung dieses Sommers, die sich durch seltene Hitze und Trockenheit auszeichnete, sodaß in den Monaten Mai bis Ende August nur durch einige Gewitter etwas Regen fiel, wodurch denn alle Gewächse mehr oder weniger Noth litten. Die Winterernte fiel mittelmäßig, die Sommerernte sehr gering aus. Der Futtermangel aber stieg auf eine beispiellose Höhe, indem viele Wiesen dergestalt ausgebrannt werden, daß wenn auch etwas Heu, doch gar kein Öhmd darauf gewonnen werden konnte und der Ztr. Heu schon im August auf 3 fl. das Fdr. Stroh auf 30 fl. stieg, und man sich nicht anders zu helfen wußte, als durch Abschlachtung des Viehs, sodaß das Pfd. Fleisch 3 kr. kostete und man fürs künftige Jahr großer Not entgegensieht, um so mehr als auch die Kartoffeln beinahe ganz fehlen. Dagegen steht ein sehr guter Wein zu erwarten, indem die Trauben, die durch die übergroße Hitze beinahe verdorrt waren, durch eingetretenen Regen eine glückliche und sehr frühe Zeitigung erlangen werden; schon in der Mitte Juli fand man reife Beeren.

In der Folge dieser Hitze brachen auch fast in allen Theilen des Landes Ruhr-Krankheiten aus, unter den ersten Orten, die befallen wurden, war Horrheim, wo sie so stark um sich griff, daß beinahe kein Haus verschont blieb und innerhalb 4 Wochen dreißig Personen starben.

Dieses Alles wollen wir hiemit unseren Nachkommen zu Kund und Wissen tun.

 

Horrheim

Monat September 1834

Zur näheren Erläuterung hinsichtlich des Fleischpreises wird nachträglich bemerkt, daß das Pfund

     Ochsenfleisch . 4 kr.

     Rindfleisch . 3 kr.

     Kalbfleisch . 4 kr.

     Schweinefleisch 5 kr.

gekostet hat.

 

 

Stiftungsrath:

Pfarrer Banr

Schultheiß Trippel

Lammwirth Bammesberger

Andreas Abel

Gußmann

W asser h ach

Friedrich Friz

Mayer

Jakob Abel

Gemeindepfleger Bühler

 

Auf der Rückseite der Urkunde steht:

 

Provisor Christian Gottlieb Koch von Immenhausen 1834

Christian Friedrich Wintermantel, Schieferdeckermdster in der Stadt Vaihingen a. d. Enz 1834

Johannes Baumeister, Amtsdiener

Dieses Amt angetreten im Jahr 1833, wo es viele Müh gekostet hat wegen vieler Mißgönner

                    Geschrieben, den 7. Sept. 1834

                    J. Wintermantel, Schieferdecker